Antidepressiv wirkende Lebensmittel zur Stimmungsaufhellung

Schon lange ist bekannt, dass viele Erkrankungen des modernen Menschen auf die individuelle Ernährungsweise der Betroffenen zurückgeführt werden können. Das ist nicht nur bei ganz offensichtlich mit Übergewicht und Fehlernährung in Zusammenhang stehenden Krankheiten der Fall. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen und depressive Verstimmungen haben Ursachen, die sich mit falscher Ernährung in Verbindung bringen lassen. Umgekehrt gibt es Berichte, die einen Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und psychischem Wohlbefinden zeigen. So wissen wir von Forschungsarbeiten asiatischer Wissenschaftler, dass Fisch als wesentlicher Nahrungsbestandteil Auftreten und Ausprägung depressiver Symptome günstig beeinflussen kann. Diese und ähnliche Beobachtungen haben kanadische und amerikanische Psychiater zum Anlass genommen, das Thema Ernährung und Depression genauer zu untersuchen und sich auf die Suche nach antidepressiv wirkenden Nahrungsmitteln, also „Food for Mood“ zu machen.


Gibt es antidepressiv wirkende Nahrungsmittel?

Depressive Verstimmungen und manifeste Depressionen sind in unserer modernen Gesellschaft ein Massenphänomen. Es sind nicht mehr nur einzelne oder gar nur Prominente, die daran erkranken. Eine breite Schicht Betroffener ist in allen Bevölkerungsgruppen zu finden. Allein in Deutschland sollen nach soliden Schätzungen 4 Millionen Menschen an depressiven Störungen und Depressionen leiden. Das entspräche etwa 5% unserer Bevölkerung. Wir sprechen also von einer Epidemie, die entsprechende Beachtung finden sollte. Vor diesem Hintergrund ist die Suche nordamerikanischer Forscher nach antidepressiv wirkenden Nahrungsmitteln, mit denen sich Verlauf und Ausprägung einer Depression günstig beeinflussen ließe, von hoher wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz. Böte sich doch die Chance, mit einer entsprechenden Ernährung Depressionen durch Stimmungsaufhellung positiv zu beeinflussen und die Erkrankung vielleicht sogar zu heilen.

Fahndung nach antidepressiven Nahrungsmitteln durch Profiling

Bei ihrer Suche nach stimmungsaufhellenden Nahrungsmitteln, über die sie im World Journal of Psychiatry berichten, gingen die Forscher mit kriminalistischen Methoden vor. Sie adaptierten das aus der Kriminalistik bekannte operative Profiling, um auf Basis von qualitativer und quantitativer Nährstoffzusammensetzung bestimmte Lebensmittel zu identifizieren, die sich zur Vorbeugung und positiven Beeinflussung von Depressionen eignen könnten. In einem ersten Schritt wurden so zunächst einzelne Mikronährstoffe identifiziert, für die in wissenschaftlichen Studien ein positiver Beitrag zur Vorbeugung und Behandlung von Depressionen nachgewiesen worden war. Diese insgesamt 12 Mikronährstoffe sind: Folsäure, Eisen, Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA), Magnesium, Kalium, Selen, Thiamin, Vitamin A, Vitamin B6, Vitamin B12, Vitamin C, und Zink. Da die identifizierten Mikronährstoffe ziemlich ubiquitär in fast allen Nahrungsmitteln zumindest in Spuren enthalten sind, wurden in einem zweiten Schritt unter den beliebtesten und häufigsten Nahrungsmitteln von Europäern und Nordamerikanern diejenigen identifiziert, die sich durch eine hohe Dichte der 12 „antidepressiven Mikronährstoffe“ auszeichnen. Unter den Lebensmitteln tierischer Herkunft mit hoher antidepressiver Nährstoffdichte sind Meeresfrüchte wie Austern, Muscheln, Fische (Thunfisch, Hering, Lachs, Forelle und weitere) sowie Krabben und Hummer zu finden. Auch Leber und Innereien von Schwein, Rind, Schaf und Ziege gehören dazu. Nicht zu den „antidepressiven Nahrungsmitteln“ gehören Steak, Schnitzel und Braten. Auf pflanzlicher Seite sind bestens geeignet Blattgemüse, Blattsalat, Paprika, Kreuzblütler wie Kohl, Kohlrabi, Rettich, Radieschen und Kresse. Insgesamt ergab das Profiling bei pflanzlichen Nahrungsmitteln eine im Schnitt deutlich höhere Dichte „antidepressiver Mikronährstoffe“ als bei den tierischen. Die von allen überprüften Lebensmitteln besten Scorings erhielten Brunnenkresse, Spinat, Blattsalat, Mangold, Senf, Steckrübe und Rote Beete. Weniger geeignet für eine spezielle antidepressive Ernährung sind Getreide, Milchprodukte, Nüsse und Samen. Soweit die fundierten Überlegungen der Forscher, die allerdings solange Theorie bleiben, bis durch Studien mit Betroffenen gezeigt werden kann, dass mit antidepressiven Ernährungsformen tatsächlich die Stimmungslage verbessert sowie Auftreten und Verlauf von Depressionen günstig beeinflusst werden können.

Mit antidepressiven Lebensmitteln Stimmungslage verbessern

Für einige der durch das Nahrungsmittel-Profiling identifizierten Lebensmittel liegen bereits aussagekräftige Studien vor, die Betroffene mit Depressionen hoffen lassen. So für Fisch und Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl. Nach verschiedenen Studien mit zum Teil sehr unterschiedlichen Zielsetzungen kann als Ergebnis festgehalten werden, dass die Umstellung der Ernährung auf eine fischreiche Kost oder der regelmäßige Verzehr von mindestens 1,5g Fischöl pro Tag sich positiv auf Häufigkeit und Verlauf depressiver Episoden auswirken kann. Auch die Umstellung der Ernährung auf eine mediterrane Ernährungsweise wird mit einem selteneren Auftreten von Depressionen belohnt, so das Ergebnis von beobachtenden Ernährungsstudien. Wundern kann dieses Studienergebnis nicht, wenn die Kernelemente der mediterranen Küche mit den Ergebnissen des antidepressiven Nahrungsmittel-Profilings abgeglichen werden. Verwendet die mediterrane Küche doch Lebensmittel mit einer hohen antidepressiven Nährstoffdichte und verzichtet auf solche, die nur wenige dieser Nährstoffe beinhalten. Auf der für die psychische Gesundheit positiven Seite stehen frische Kräuter und Gewürze wie Basilikum, Koriander, Petersilie etc., Zitrusfrüchte wie Zitrone und Grapefruit, frisches Gemüse wie Brokkoli, Blumenkohl, Paprika und viele mehr sowie natürlich Fisch, Meeresfrüchte und Geflügel. Weniger vertreten sind die in der westlichen Küche weit verbreiteten Steaks und Schnitzel, was letztendlich nicht nur der psychischen Gesundheit zu Gute kommt, sondern auch für Herz und Kreislauf von Vorteil ist.

Fazit:
Wer unter depressiven Verstimmungen und Depressionen leidet, für den kann es eine Chance sein, seine Ernährungsgewohnheiten zu hinterfragen und im Bedarfsfall zu korrigieren. Bestimmte Lebensmittel und Ernährungsformen der mediterranen Küche können wissenschaftlich belegt die psychische Gesundheit fördern und Depressionen günstig beeinflussen.
Quelle: LaChance LR, Ramsey D.; Antidepressant foods: An evidence-based nutrient profiling system for depression; World J Psychiatry. 2018 Sep 20;8(3):97-104.